Donnerstag, 29. Oktober 2015

Frühlingsgefühle

Wie für jeden Menschen in der IT-Branche verhalf mir zu meinem Glück der Coffe to Go aus einer der Bäckereien die auch samstags schon früh ihre Türen öffneten. Beim Betreten besagter Örtlichkeit schlug mir dieser einzigartige Geruch, den Bäckereien typischerweise verströmen, dieser Geruch, den jeder Mensch gerne mal in Form eines Geschmacks einkaufen würde. Doch egal, welche Backwaren man auch mit nach Hause nimmt, niemals kommt etwas auch nur annähernd an diesen Geruch ran. Schade, wie ich finde. Ich für meinen Teil wollte an diesem Morgen sowieso nichts essen. Der Kaffee, den ich beim Verlassen in den Händen hielt, war schon genug für mich. Warm. Schmeckt. Macht wach. Also alles, was ich wollte. Allerdings hat sich dies in den letzten Jahren geändert. Früher verbrannte man sich regelrecht die Hände an den Pappbechern, in denen der Kaffee serviert wurde. Heute hielt ich einen Becher aus Styropor und vermisste doch ein wenig die Stechende Hitze in den Handinnenflächen. Aber mir soll’s recht sein, dachte ich mir und lief weiter. Eine Sache die ich an diesem Morgen ebenfalls vermisste: Menschen. Alles um mich war wie leergefegt. Gut, es war Samstag früh und zu allem Überfluss war es erst halb neun. Dennoch. Kein Zeichen von erwachen.
Ich lief also ohne jegliche Beobachtung auf das große Kaufhaus zu, freute mich, denn die Tür ließ sich öffnen. „Öffnungszeiten: Samstag, 07:00-21:00“ las ich. „Geschäfte: 09:30-20:00“ las ich ernüchtert weiter. Wenigstens war es warm im Kaufhaus. Im Gegensatz zu draußen allemal sehr angenehm an diesem Herbsttag. Es war, zugegebenermaßen, einer dieser angenehmen Herbsttage, sonnig, die bunten Bäume waren schön anzusehen, aber kalt war es nun mal. Ein Glück, dass unser Einkaufszentrum neben einigen, zurzeit eben geschlossenen, Geschäften, auch übe einige Sitzmöglichkeiten verfügte. Nun saß ich also auf der zentralsten Bank die ich finden konnte, starrte auf die verschlossenen Shop-Türen und wartete. Je später es wurde, desto mehr Leben kam in die Gänge. Was mir auffiel, es waren nahezu Gesichter älterer Mitbürger zu erkennen. Traurig, dachte ich. Ich genoss diese Jahreszeit sehr. Stundenlang könnte ich durch Wälder und Straßen laufen und die bunten Blätter anschauen. Die Jugend verpasst so einiges wie ich finde, sollte doch jeder das alles sehen und genießen können. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für die nächste Generation blieb allerdings. Manche der älteren Gesichter, die ich sah, hatte kleine Kinder dabei. Manche im Kinderwagen, die Größeren auch schon zu Fuß und mit süßen, gestrickten Bommelmützen auf. Vielleicht merken sie sich ja weniger das frühe Aufstehen, als die tolle Stimmung, die diese Jahreszeit mit sich bringt. Ich für meinen Teil werde jedenfalls auch meine Kinder in einigen Jahren mit nach draußen nehmen und ihnen zeigen, was ich damals gesehen habe, was ich gefühlt habe und wo es hier am schönsten ist. Langsam fangen die ersten Glastore an sich zu öffnen, ich schaue auf die Uhr und merke, dass bereits eine Stunde vergangen ist, war ich doch tiefer in Gedanken an die kuschelige Herbstzeit versunken als ich dachte. Ich könnte noch Stunden hier sitzen, doch wenn man in der heutigen Zeit eines nicht hat, dann ist es Zeit. Darum stand ich auf, und stürzte mich in das Getümmel, dass sich nach und nach in den Geschäften gebildet hat. Eine schöne Stunde Einsamkeit war das, lässt sich im Nachhinein sagen.

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